„Zeitenwende“ – Zeugenschaft ohne Zeitzeugen
Vom 23.-28. Januar 2023 konnte nach der pandemiebedingten zweijährigen Pause für die Jahrgangsstufen Q1 und Q3 wieder eine Studienfahrt nach Oświęcim in Polen stattfinden. 41 Schüler*innen und drei Lehrkräfte machten sich am 23. Januar auf den Weg in die Internationale Begegnungsstätte in der Nähe des Stammlagers Auschwitz I. Das Programm sah eine intensive Woche vor, die dem Gedenken an den Holocaust gewidmet war. Neben dem Besuch des Stammlagers Auschwitz I und am Folgetag des Lagers Auschwitz II in Birkenau standen auch eine Stadtführung in der polnischen Kleinstadt Oświęcim (dt. Auschwitz) sowie ein Tagesausflug nach Krakau auf dem Programm. Zudem gab es Workshops, abendliche Gesprächsrunden, ein Gedenkkonzert mit klassischer Musik und eine Filmvorführung von Steven Spielbergs „Schindlers Liste“. In Oświęcim und Krakau stellte die jüdische Kultur in Europa von ihren Anfängen bis in die Gegenwart ein wichtiges Thema dar. Schließlich sollte das Judentum nicht allein mit dem Holocaust assoziiert werden.
Ein weiteres Leitmotiv der Auseinandersetzung resultierte aus der Tatsache, dass 78 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 kaum noch Zeitzeugen leben, die die Haft im Konzentrationslager überlebt haben. In den letzten Jahren vor der Pandemie war es während der Studienfahrt noch möglich, mit hochbetagten Zeitzeugen in einen direkten Austausch zu treten. Da dies kaum mehr möglich ist, müssen sich die Erinnerungsformen ändern. Die digitalen Möglichkeiten (z.B. die Interviews von Zeitzeugen der Shoah-Foundation) und die Auseinandersetzung mit den Artefakten und Quellen werden somit immer bedeutsamer.
Dieses Jahr galt es auch, darüber zu reflektieren, inwiefern die jetzt junge Generation gewissermaßen eine Zeugenschaft übernehmen kann. Einig waren sich alle, dass die Erinnerung an die unvorstellbare Grausamkeit und den millionenfachen Mord während des Holocaust nicht verblassen darf.
Am Ende der Woche konnten sowohl die Schüler*innen als auch die Lehrkräfte auf intensive Tage zurückblicken, die sicher noch lange nachwirken werden.