„Ich bin der Mann“, beginnt Franz Michalski, „der da und der hier auch“, zeigt er mit seinem Gehstock auf die Fotografien an der Stellwand. „Aber ich kann nicht mehr so gut sprechen, deshalb erzählt meine Frau meine Geschichte.“
Die Michalskis sind aus Berlin angereist. Das ganze Jahr über fahren sie durch die Bundesrepublik und am 17.7. machen sie Halt in Kassel, um uns von ihren stillen Helden zu erzählen.
Die Lounge ist gut gefüllt, es ist mucksmäuschenstill und das Ehepaar Michalski blickt in viele erwartungsvoll gespannte Gesichter. Ganz spontan sind neben den Kursen der Q2 von Frau Hund-Göschel, Frau Zimmermann und Frau Sindelar noch weitere Kurse aus dem Jahrgang 10, der E-Phase und der Q-Phase hinzugekommen. „Je mehr Ohren desto besser“, so Petra Michalski, als sie mit einer Leichtigkeit beginnt, die Lebensgeschichte ihres Mannes zu erzählen.
Die Geschichte einer Familie, die durch die Unterstützung stiller Helden den zweiten Weltkrieg und den Holocaust überlebte.
Mit viel Humor und Lebendigkeit erzählt Petra die Geschichte von Franz, die durch und durch bewegend ist. Als Sohn einer Jüdin und eines Katholiken, erlebte er als Kind die Ausgrenzungen und Anfeindungen anderer Kinder, die ungerechte Behandlung bei der Verteilung von Lebensmitteln und die Flucht vor der Gestapo. Diese begann am 17. Oktober 1944, als die Familie um 15.30 Uhr deportiert werden sollte. Dank vieler Helfer wie dem Polizisten Alfons Thienelt oder Gerda Mez konnte die Familie den zweiten Weltkrieg überleben.
Franz und Petra Michalski sind ein eingespieltes Team und sehr verbunden. Das merken wir immer dann, wenn Franz seine Petra unterbricht, sie daran erinnert, dass sie vergessen hat, etwas zu erzählen. Sie wiederum gibt ihm immer wieder kleinere Anweisungen und kommentiert seine Aussagen. Wir müssen lachen und sind fasziniert von dem Ehepaar, dass es sich zur Aufgabe gemacht hat, den jungen Leuten mitzugeben, wachsam zu sein, wenn sie merken, dass sich etwas verändert. Sie machen uns Mut, bestärken uns darin, unsere Freiheiten und Möglichkeiten in einer demokratischen Gesellschaft auch tatsächlich zu nutzen und uns zur Wehr zu setzen, sollten wir Diskriminierung und Rassismus bemerken.
Nach dem Vortrag und Gespräch drängen sich viele Schüler*innen um die beiden, wollen noch Fragen stellen, ein Foto machen, ein paar Weisheiten mit auf den Weg bekommen. Kurz: Eine Geschichte, die gegen das Vergessen hilft!