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„Ich bestehe aus fünf verschiedenen Teilen. Man könnte sagen, ich bin ein gemischter Salat.” Mit diesen Worten beginnt Petra Michalski ihre Lebensgeschichte sowie die ihrer Vorfahren zu erzählen und rührt uns alle mit lustigen Anekdoten und ihrer humorvollen Art. Die gesamte Lounge hängt gebannt an ihren Lippen, während sie von ihren Erlebnissen und denen ihres Mannes während der Zeit des Nationalsozialismus berichtet.
Am 14.11. besuchte das Ehepaar Michalski unsere Schule, wozu es extra aus Berlin anreiste. Das Publikum bildete die gesamte Q1 sowie einige Lehrkräfte.
Bereits im Juli waren die beiden Zeitzeug*innen bei uns und einige Klassen hatten das Glück, die dort erstmals geschilderte mitreißende Geschichte von Franz Michalski zu hören. Aufgrund der jüdischen Abstammung seiner Mutter war seine Familie während der NS-Zeit unzählige Male dazu gezwungen, zu fliehen. Den Krieg überstanden sie einzig durch die Hilfe vieler „stiller Held*innen”. Zum Gedenken dieser reist das Ehepaar durch ganz Deutschland und inspiriert somit eine Vielzahl von Menschen. Nun hatten wir die Chance, einen Blick in die Vergangenheit von Petra Michalski zu werfen.
Petra Michalski hat polnische, holländische und deutsche Wurzeln väterlicherseits wie argentinische und italienische mütterlicherseits. Sie wächst in Hamburg während des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf. Statt einer NS-Fahne auf dem Dach nähte die Mutter von Petra Michalski aus diesem Stoff ein Rotkäppchen-Kostüm für sie. „Es gab damals keinen Stoff und meine Mutter hat doch so gerne genäht”, so Petra Michalski, die Tochter einer südamerikanischen Ureinwohnerin. Am zehnten Geburtstag ihres Bruders sollte dieser in die Hitler-Jugend eintreten, woraufhin sie sich bei ihrer Oma in Polen vor der Gestapo versteckten. Doch auch dort fühlten sie sich nicht lange sicher. „Wenn die Kinder schlafen, drehst du den Gashahn auf, es tut ja gar nicht weh”, meinte der Vater zu seiner Frau, was die kleine Petra heimlich belauschte. „Kinder wissen immer mehr, als sie zugeben”, ist ihr Kommentar, als sie sich mit den Blicken an uns wendet. Wir lauschen immer noch ganz gebannt. Sie gelangten mithilfe von Soldaten etappenweise zurück nach Hamburg, wo sie das Ende des Krieges erlebten.
Zum Ende des Vortrages nahm das Ehepaar Fragen entgegen, unter anderem die Frage, wie sie sich eigentlich kennengelernt haben. „Ich habe nur gewartet, bis diese Frage kommt. Sonst ist das immer die erste”, sagt Petra Michalski.
Der Vortrag war eine Bereicherung für alle Zuhörer*innen sowie eine Aufforderung, ihre Geschichte unter die Menschen zu bringen. Unsere Gäste haben es möglich gemacht, eine solch emotionale und mitreißende Geschichte mit beeindruckend viel Leichtigkeit und Humor zu erzählen, welche uns allen in Erinnerung bleiben wird.
Und wer wissen möchte, wie sich die beiden kennengelernt haben, der hat (hoffentlich) im kommenden Schuljahr die Chance, denn zu uns laden wir die Michalskis gerne noch einmal ein.

Autorin: Clara Yatoui, Q1
Foto: Björn Bierschenk

© Lichtenberg-Schule, 2020